Datum
11.01.2024
Titel
Selbstbestimmt statt Fremdbestimmt.
Text

Im deutschen Gesundheitssystem hat jede Organisation ihre Aufgaben und ihre Daseinsberechtigung.

Pflegekammern als Körperschaften öffentlichen Rechts haben die staatliche Aufgabe, die pflegerische Versorgung der Bevölkerung auf einem qualitativ hochwertigen Niveau sicherzustellen. Als Selbstverwaltungsorgan der Pflege wird die Kammer zudem in politische Entscheidungsprozesse eingebunden und kann sich als Profession selbst eine Berufs-, Fort- und Weiterbildungs- sowie eine Prüfungsordnung geben.

Gewerkschaften sind Tarifpartner und erstreiten für die Beschäftigten u.a. bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, einen Mindestlohn oder Tariferhöhungen.

Die Berufsverbände stehen für die Entwicklung neuer Konzepte im Pflegeberuf und informieren ihre Mitglieder zu den aktuellen Trends und fachlichen Neuerungen.

„Um Bedingungen für unsere Profession verändern und die Zukunft positiv mitgestalten zu können, bedarf es eines Dreiklangs dieser Organisationen, also eines Miteinanders“, erklärt Sarah Lukuc, Vorsitzende des Bundesverband Pflegemanagements. „Was erreicht werden kann, wenn eine Berufsgruppe mit all ihren Organisationen zusammensteht, sehen wir momentan an den Bauern. Es geht gar nicht darum, ob sie gerechtfertigt gegen die Subventionsstreichungen auf die Straße gehen. Es geht nicht darum, dass sich subversive Strömungen diese Proteste zu Nutzen machen. Es geht darum, dass sich eine Berufsgruppe einig ist und miteinander und mit all seinen Organisationen mit einer Stimme nach außen spricht und sich an die Politik wendet“, erklärt Lukuc die Macht, die die Pflege hätte, wenn sie miteinander agieren würde.

Lukuc ergänzt: „Ich verstehe Verdi an der Stelle nicht mehr. Es geht darum, dass die Pflege in Baden-Württemberg nun die historische Chance hat, für sich selbst sprechen zu können. Verdi ist nicht die einzige Organisation, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpft. Auch die Kammer kann hier einiges erreichen. So könnte die Gewerkschaft durchaus davon profitieren, wenn es eine Fort- und Weiterbildungsordnung der Kammer gibt, da diese dann beispielsweise die bezahlte Freistellung im Tarifvertrag nach sich ziehen muss, die Verdi verhandeln kann.“ Sie appelliert an Verdi, dass Veränderungen nur gemeinsam gehen. Denn gerade Pflege sei ein Beruf, der kontinuierliches lebenslanges Lernen erforderlich mache. Verdi verschweige zudem, dass es bereits jetzt eine Bildungsverpflichtung gebe, die im Rahmen von Zertifizierungen wie beispielsweise bei den Praxisanleitenden kontrolliert werde. „Aufgrund fehlender Fort- und Weiterbildungsordnungen sind die derzeitigen Fortbildungsangebote sehr heterogen in ihren Qualitätskriterien, was die Vergleichbarkeit – auch für die Arbeitgeber – erschwert“, führt Lukuc weiter aus.

Verdi fängt nun auch in Baden-Württemberg an, mit den üblichen Argumenten Ängste zu schüren. „Die Gewerkschaft prangert Pflichtmitgliedschaft und Pflichtmitgliedsbeiträge an. Aber aus der Pflicht einer Teilnahme kann auch ein Recht auf eine eigene Finanzierung abgeleitet werden“, ergänzt die Pflegemanagerin weiter. „Eine freiwillige Organisation der Pflege ist in den vergangenen Jahrzehnten fehlgeschlagen. Wir müssen Dinge verändern und reformieren und brauchen dafür schlagkräftige Strukturen, die eine verpflichtende Mitgliedschaft mit sich ziehen. Nur so kann die Profession als eine Gruppe gebündelt aufstehen und sich bemerkbar machen. Nur so hat die Politik keine Chance mehr, an der Pflege vorbeizukommen“, erklärt die Bundesverband Pflegemanagement-Vorsitzende weiter.

Die Pflegekammer sind wir Pflegefachpersonen alle! Sie wird durch uns aufgebaut und wir bestimmen über alle Belange selbständig und autonom. Wir wählen unsere Vertreter oder lassen uns aufstellen. Im Gegensatz zu den heutigen Strukturen können wir in den neuen Strukturen selbstständig und eigenverantwortlich agieren.

Hans-Josef Börsch, stellv. Vorsitzender des Berufsverbandes Pflegemanagement, stellt nochmals klar, dass nur eine Pflegekammer für alle Pflegefachpersonen sprechen kann und damit die „Stimme der Pflege“ ist.

Da im Gegensatz zu einer Gewerkschaft, die nur ihre Mitglieder vertritt in einer Pflegekammer alle Pflegefachpersonen Mitglied sind.

„Die Zeit der Fremdbestimmung ist vorbei. Ich weiß, dass unsere Kolleginnen und Kollegen selbstbewusst dafür einstehen, dass unsere Berufsgruppe alleine über ihre Belange entscheiden kann!“ so Börsch.

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