Datum
12.05.2022
Titel
„Für die Pflege jetzt durchstarten“. Späte Erkenntnis zum Internationalen Tag der Pflege.
Text

Mehr als zwei Jahre Pandemie liegen hinter uns und zweifelsohne weitere Wellen vor uns. Die offensichtlichen Herausforderungen und dramatischen Engpässe in der Pflege sind durch Corona selbst jenen offenbar geworden, die bisher versucht hatten, mit einer Flut von Initiativen den Eindruck zu vermitteln, dass alles leicht in den Griff zu bekommen ist. Diese Offenbarung wäre längst Grund genug gewesen, in der Pflege durchzustarten. Erst jetzt angesichts des Internationalen Tages der Pflege zur der weisen Erkenntnis zu gelangen, dass für die Pflege durchgestartet werden muss und gleichzeitig geradezu prophylaktisch auf die vielen anderen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen hinzuweisen, kommt einem Affront gleich.  

Jetzt endlich sollen also die ehrgeizigen Ziele für die Pflege aus dem Koalitionsvertrag vom Herbst 2021 angegangen werden. Es bietet sich politisch geradezu an, den Internationalen Tag der Pflege zum Anlass für weitere Lippenbekenntnisse zu nehmen, sowohl gegenüber der Profession als auch gegenüber pflegender Angehöriger und auch pflegebedürftiger Menschen. Diese Ankündigung kann eigentlich nur unter dem Aspekt „besser jetzt als nie“ bewertet werden. „Worthülsen, vollmundige Ankündigungen, leere Versprechungen haben uns jedoch noch nie auch nur einen Schritt weitergebracht“, kritisiert Peter Bechtel, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Pflegemanagement.

Ob sich das Versprechen von Frau Moll mit dem „gap-pflege“ einen konkreten Beitrag leisten und damit einen Paradigmenwechsel herbeiführen zu wollen erfüllen wird, bleibt abzuwarten. Verfolgt man die Diskussionen der vergangenen Tage über eine Verankerung der Pflege in den entscheidenden politischen Gremien oder auch im G-BA, so scheint im BMG noch nicht angekommen zu sein, dass es nicht nur um Bezahlung und Arbeitsbedingungen geht, sondern auch entscheidend um Sitz und Stimme der Pflege, wenn es um die Profession betreffende Entscheidungen geht. Auch von den von Frau Moll zitierten „ersten spürbaren Erfolgen“ ist bei der Profession wenig bis nichts zu spüren. Der Fachkräftemangel nimmt immer mehr zu, die Pandemie hat zu einer weiteren Abkehr vom Beruf geführt und die unsäglichen Diskussionen um die Corona-Prämien haben eher zu Verwerfungen denn zur Anerkennung beigetragen.

Pflege findet nicht nur am 12. Mai eines jeden Jahres statt, sondern 365 Tage im Jahr und das über 24 Stunden sowohl im professionellen Bereich, aber insbesondere auch bei pflegenden Angehörigen. Jetzt durchstarten heißt in der Konsequenz das politische Eingeständnis, dass wir etliche Jahre zu spät dran sind und damit einer Entwicklung hinterherlaufen, die nicht mehr einzuholen ist. „Die Politik ist bei diesen Themen seit Jahren im Schneckentempo unterwegs und die Realität im Vergleich dazu mit Überschallgeschwindigkeit“, so das Fazit von Peter Bechtel.

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